Bürgerwehr Wolfach

1827 e.V.

Die Geschichte der Bürgerwehr Wolfach 1827 e.V.

 

Kurzer geschichtlicher Anriss

Man kann davon ausgehen, dass mit der planmäßigen Anlage der Stadt Wolfach, sowie deren Befestigung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, eine organisierte Verteidigung dazu gehörte. Die Büchsenschützen wie auch die Armbrustschützen werden 1566 urkundlich erwähnt und das Jahr 1652 verzeichnet eine „Ordnung der Musketiere“ im Kinzigtal.

GeschichteDie „Schützengesellschaft“, wie der Zusammenschluss der wehrfähigen Mannschaft genannt wurde, war kein freiwilliger Schützenverein, sondern eine von der Standesherrschaft derer von Fürstenberg (den Landesherren) geforderte Verteidigung der Stadt und Landschaft. In den Umwälzungen der napoleonischen Kriege und der Neuordnung der europäischen Territorien verlor die Schützengesellschaft ihre Bedeutung. Die Wehrhoheit, wie auch die Polizeigewalt, nahm nun das Großherzogtum Baden in Anspruch. Zwischen 1824 und 1827 formierte sich das „Bürgermilitär“, um bei Aufforderungen durch die Staats- oder Gemeindebehörde zur Handhabung der öffentlichen Ordnung und allgemeinen Sicherheit mitzuwirken. Die Hauptaufgabe des „Bürgermilitärs“ bestand aber wohl darin, an politischen und kirchlichen Hochfesten zu paradieren (die Urkunde links zeigt die Originalunterschriften der 27 ersten Soldaten des Wolfacher Bürgermilitärs 1827). Im Gegensatz zu früherer Zeit, die nichts über einheitliche Kleidung berichtet, trat das „Bürgermilitär“ entsprechend der Bezeichnung uniformiert und einheitlich bewaffnet an die Öffentlichkeit. Die Uniform bestand aus einem roten, hellblau ausgeschlagenen Frack, weißen Pantalons und schwarzem Tschako mit weißer Schnürung, die Bewaffnung aus Muskete mit Bajonett und Säbel. Das Ende des „Bürgermilitärs“ kam mit der Niederschlagung der Badischen Revolution. Am Fronleichnamstag 1849 rückten die „Herrgotts-Soldaten“ zur letzten Parade aus.

In dem historischen Stich (rechts) ist die einzige bildliche Darstellung des „Wolfacher Bürgermilitärs“ zu sehen. Uniformen und Ausrüstungsteile sind noch im Wolfacher Heimatmuseum zu bewundern. 

 

Wiedergründung

Die „Bürgerwehr Wolfach 1827 e.V.“ versteht sich als Bewahrerin eines Teils der Traditionen der ehemaligen Wolfacher Schützen. Die neuere Geschichte der „Bürgerwehr Wolfach 1827 e.V.“ beginnt am 6. Mai 1976 mit der Wiedergründung als Verein mit dem Ziel, die Erinnerung an die Wolfacher Schützen zu erhalten und das Ansehen der Vaterstadt Wolfach bekannt zu machen und zu mehren, Kameradschaft untereinander –wie auch mit anderen Wolfacher Vereinen- zu pflegen. Die Bürgerwehr gliedert sich heute in Spielleute, Schützen und Artillerie in Gesamtstärke von ca. 50 Mitgliedern und wird geführt von einem Hauptmann, dem ein Subaltern-Offizier, ein Spieß und ein Tambourmajor zur Seite stehen. Diese Führungsposten, wie auch die sonstigen Vorstandsmitglieder, werden alle 2 Jahre gewählt.

 

Dem Bürger zur Freude – der Stadt zur Ehr´

Sei stets das Motto der Bürgerwehr!

 

Hier einige „Eckpfeiler“ der Wiedergründung in chronologischer Reihenfolge:

06.05.1976: Formelle Gründung

24.10.1976: Erster Ausmarsch (nur Schützen)

Januar 1979: Gründung des Spielmannszuges

Juni 1980: Erster Aufmarsch mit Flöten

Geschichte

 

Allgemeine Informationen zu Bürgerwehren
(mit Schwerpunkt Baden)

Die Bürgerwehr oder Bürgergarde (franz. garde bourgeoise) ist eine im 19. Jahrhundert aus der Waffenpflicht der Bürger zur Verteidigung ihrer Stadt hervorgegangene militärähnliche Einrichtung. Die Bürgerwehren waren in der Märzrevolution von entscheidender Bedeutung. Mit der Entwicklung der stehenden Heere verloren die Bürgerwehren ihre Bedeutung.

Vor allem in den süddeutschen Ländern Baden, Württemberg und Hohenzollern blicken die Bürgergarden auf Jahrhunderte alte Traditionen als Stadtverteidigungen zurück, bzw. entstanden Bürgerwehren im Gefolge der Märzrevolution 1848/49. Militärisch gesehen hatten sie keine große Bedeutung, denn die Ausrüstung war meist völlig unzureichend und höchstens dazu geeignet, Störenfriede einzuschüchtern. Psychologisch aber war der 1848 ergangene Befehl zur Bildung von Bürgerwehren von großer Bedeutung, denn sie vermittelten der Bevölkerung neben dem subjektiven Eindruck gewisser Sicherheit auch das Gefühl, von ihrer Herrschaft endlich ernst genommen zu werden.

Auslöser der Märzrevolution in Deutschland war die Februarrevolution 1848 in Frankreich, die zur Absetzung des Königs und zur Ausrufung der Zweiten französischen Republik führte. Da die neue bürgerliche Regierung aus innenpolitischen Gründen die Verträge von 1815 als Schmach bezeichnete, befürchteten die deutschen Fürsten einen Feldzug der Franzosen zur Rückgewinnung damals verlorener Gebiete. So lenkten sie ein, hoben die Karlsbader Beschlüsse und damit die Zensur auf und willigten ein, eine Nationalversammlung nach Frankfurt am Main einzuberufen. Damit verschafften sie sich eine Entspannung der revolutionären Lage.

Der Markgraf von Baden hatte sich ebenfalls als treuer Vasall Napoleons gezeigt und dafür sein bisheriges Staatsgebiet deutlich ausdehnen können. In Anbetracht der unmittelbaren Nähe zur französischen Grenze und eingedenk vieler voraus gehender Invasionen französischer Armeen waren Milizen und Bürgerwehren etabliert, bzw. soweit schon vorhanden, akzeptiert worden, wenn auch unter dem recht wachsamen Auge der Herrschaft.

Nach Rückkehr vom Frankfurter Vorparlament, wo sich der Radikaldemokrat Friedrich Hecker mit seinen Vorstellungen nicht durchsetzen konnte, lösten er und Georg v. Struve die badische Revolution aus. Nach der verlorenen Schlacht bei Kandern floh Hecker in die nahe Schweiz und wanderte in die USA aus. Mit der Einnahme der Festung Rastatt durch preußische Truppen war im Juli 1849 der Aufstand endgültig nieder geschlagen. Da diverse badische Bürgerwehren auf Seiten der Aufständischen teilgenommen hatten, wurden bereits 1848 alle Bürgerwehren des Landes verboten. Manche überlebten in Nachfolge-Organisationen wie z.B. Feuerwehren.

Die historischen Bürgerwehren in Baden haben sich im Landesverband der Bürgerwehren und Milizen Baden/ Südhessen e.V. organisiert.

Der genannte Landesverband akzeptiert als Mitglieder nur Vereine, die nachweisen können, dass sie über eine lange Tradition verfügen, bzw. dass sie die Tradition untergegangener Verbände wieder aufleben lassen. Außerhalb der genannten Landesverbände sind Bürgerwehren unter diesem Namen eher selten und dann meist karnevalistischer Natur.

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